Jubiläum:
Bürgerhilfe Bensheim feiert 20-jähriges Bestehen / Gegenseitiges
Geben und Nehmen
Unbürokratisch
und schnell: So muss Hilfe funktionieren
Von
unserer Mitarbeiterin Gerlinde Scharf
AUERBACH.
Die Bürgerhilfe Bensheim lebt vom gegenseitigen Geben und Nehmen.
Und das seit zwanzig Jahren. 1997 wurde der gemeinnützige Verein,
der sich eine „lebendige Nachbarschaft“ auf die Fahne geschrieben
hat, gegründet und besteht seitdem ausschließlich aus
ehrenamtlichen Mitgliedern. Rund 200 sind es derzeit, die sich
füreineFörderungdesbürgerschaftlichen Engagements einsetzen, die
bei Nachfrage ihre unterschiedlichen Talente und Fähigkeiten
einbringenundselbstprofitieren,wenn einmal Not am Mann ist. Das
20-jährige Jubiläum war Grund für die Bürgerhilfe, zu einem
kleinen Festakt mit Sektempfang ins Bürgerhaus Kronepark nach
Auerbacheinzuladen.BürgermeisterRolf Richter überbrachte die Grüße
des MagistratsundderanwesendenParteienvertreter Franz Apfel (Bürger
für Bensheim) und Moritz Müller (GLB) und hob hervor, dass es einer
Stadtnur so gut gehenkann,wie den Menschen, die „nicht von der
Sonne verwöhnt sind, denen soziale Wärme fehlt und die sich nicht
alles leisten können.“ Gerade deshalb sei gegenseitige Hilfe, so
wie sie das Bensheimer Netz, dem auch die Bürgerhilfe angehört,
anbietet, von großer Bedeutung. „Die Bürgerhilfe ist Teil eines
eng geknüpften Netzes und macht Bensheim noch ein Stück
lebens- und liebenswerter.“ Es sei nicht hoch genug einzuschätzen,
so Richter, dass hier Ehrenamtliche seit zwanzig Jahren Zeit und
Wissen in den Dienst der guten Sache stellen. Dies sei einer der
entscheidenden Bausteine für eine menschliche Stadt, fuhr der
Bürgermeister fort und dankte allen Vereinsmitgliedern.
Mit Gleichgesinnten Neues wagen
Mathilde al Doghachi, Ehrenvorsitzende
der Seniorenhilfe Dietzenbach, deren Modell und Erfolgskonzept
„Bürger für Bürger“ sich die Bürgerhilfe Bensheim zum Vorbild
genommen hat, bezeichnete die Organisation als „wertvolles Glied im
sozialen Zusammenleben der Gesellschaft. Hier können Menschen ihre
verschiedenen Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen, mit
Gleichgesinnten Neues wagen und gestalten, dabei neue Interessen
entwickeln und neue Erfahrungen sammeln. Sie erfahren Anerkennung und
das gute Gefühl, gebraucht zu werden.“ Es sei heute für alle
Generationen wichtiger denn je, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Vereinsvorsitzender Walter Böhme, der
neben den Mitgliedern auch einigeEhrengäste –unterihnenIrmgard
Schatz von der Kirchengemeinde Sankt Laurentius, seine Vorgänger und
Ehrenmitglieder Karl Löw und Hans-Peter Kneip, sowie Erika Roß und
Friedel Hohmann vom Seniorentreff – begrüßen konnte, erinnerte an
die Anfangszeit, den Pioniergeist und den Auf- und Ausbau der
Bürgerhilfe. In den zwanzig Jahren seit Gründung des Vereins haben
sich Anfragen nach Hilfeleistungen und -angebote stark verändert.
Böhme nannte zwei Beispiele. Eine 89-jährige Dame hatte sich kurz
nach GründungderBürgerhilfe imBürogemeldet, und darum gebeten,
ihre defekte Glühbirne im Schlafzimmer auszutauschen. Achtzehn Jahre
später beanspruchte eine 90-Jährige Hilfe bei der Umstellung vom
Computer auf ihr Tablet: „Und kurz danach kam sie wieder auf uns
zu, weil sie ihreKenntnisse erweiternwollte.“ In beiden Fällen
konnte Abhilfe geschaffen werden. Fakt sei aber auch, dass nicht alle
Wünsche erfüllt werden können. Die Hilfsbereitschaft vieler
ehrenamtlich tätiger Menschen sei nur dann effektiv, wenn auf der
anderen Seite die Bereitschaft bestehe, sich helfen zu lassen: „Wir
wollen Menschen motivieren, Hilfe zu empfangen,“ schloss der
Vorsitzende seinen Festvortrag, nicht ohne sich bei Hans-Peter Kneip
und Karl Löw für deren langjährige Vorstandsarbeit zu bedanken.
Ehrungen
Im Anschluss stand die Ehrung von
Gründungsmitgliedern auf dem Programm, „die seit zwanzig Jahren
mithelfen, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern.“
Anwesend waren Elisabeth Koch, Karl Löw, Irmgard Schatz und Elke
Woißyk. Sie erhielten Weinpräsente. Die Mitglieder gedachten auch
ihrem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden Klaus Brinkmann, der
erst kürzlich verstorben ist. Der „zauberhafte Schmittini“,
alias Volker Schmidt-Bäumler aus Weinheim, brachte die
Festgesellschaft nach dem offiziellen Teil mit seinen Tricks und
Kniffen aus der Zauberkiste zum Staunen.
Bergsträßer Anzeiger 18.9.2017
Hier folgen die Ansprachen der Ehrenvorsitzenden der Seniorenhilfe Dietzenbach und des Vorsitzenden der Bürgerhilfe Bensheim und ein Link zur Webseite des Zauberers Schmittini mit Fotos von seiner Vorführung.
Grußwort von Frau Mathilde al-Doghachi zum 20-jährigen Jubiläum der Bürgerhilfe
Sehr
geehrte Damen und Herren, verehrte Ehrengäste,
liebe
Mitglieder der Bürgerhilfe Bensheim und lieber Herr Böhme,
die
Seniorenhilfe Dietzenbach e.V. gratuliert zum 20-jährigen Bestehen
ganz herzlich. Wir freuen uns sehr, dass dieses besondere Modell
eines neuen bürgerschaftlichen Engagements Bestand hat, erfolgreich
wirkt und mit seinen vielfältigen Angeboten zu einem wertvollen
Glied im sozialen Zusammenleben der Gesellschaft geworden ist.
Das
Erfolgskonzept wurde 1994 in Dietzenbach von Bürgern für Bürger
entwickelt.
Unter
dem Motto „gemeinsam mit anderen etwas für andere tun“ kamen
Bürger mit der
städtischen
Fachstelle für Senioren zusammen. Auch wurde das Modell der
Seniorengenossenschaften diskutiert, die das Land Baden-Württemberg
mit erheblichen Landesmitteln aufgebaut hat. Dies war allerdings in
Hessen nicht gegeben.
So
entwarf unser unvergessener Wolfgang Thüring das geniale Modell
eines gemeinnützigen Vereins auf genossenschaftlicher Basis, nach
dem im Kreis Offenbach a.M. und darüber hinaus seit langem viele
Bürger- und Seniorenhilfen erfolgreich arbeiten.
Meine
Damen und Herren – wir befinden uns in einem ständigen
gesellschaftlichen und wirtschaflichen Wandel, der nicht immer
vorhersehbar und steuerbar ist. Stellt sich die Frage: Sind die
Bürger- und Seniorenhilfen solchen Herausforderungen gewachsen?
Ich
meine JA!
Sie
sind wegen der Flexibilität ihrer Struktur zukunftsfähig, können
sich im Hinblick auf Hilfen und Gemeinschaftsaktivitäten Angebot
und Nachfrage anpassen.
Hier
können Menschen ihre verschiedenen Fähigkeiten und vielseitigen
Kenntnisse einbringen, mit Gleichgesinnten Neues wagen und gestalten,
dabei neue Interessen entwickeln und neue Erfahrungen sammeln.
Sie
erfahren Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden, was nicht
zuletzt zu einem sinnerfüllten Leben beiträgt.
Dabei
ist die Stärkung des Gemeinschaftsgfühls in der heutigen
Gesellschaft wichtiger denn je. Auch fühlen sich die Mitglieder, die
nicht aktiv sein können, in dieser Gemeinschaft sehr gut aufgehoben.
Oft wird die Zugehörigkeit als Vorsorge für das Alter betrachtet.
So
ist es eine Aufgabe für alle Generationen, im Geiste des MITEINANDER
– FÜREINANDER das bürgerschaftliche Engagement als Chance für
die Zukunft weiter zu entwickeln.
Nicht
immer kann die Bürgerhilfe in diesem Prozess alles allein schultern.
Hierbei ist die Unterstützung durch Partner, insbesondere der
Kommune gefragt, sei es durch Equipment, Räumlichkeiten o.ä., kann
sie sich doch glücklich schätzen, ein solch soziales Engagement im
Gemeinwesen zu haben.
Liebe
Bürgerhilfe Bensheim, auf dem Weg in die kommenden Jahrzehnte
wünschen wir viel Erfolg, dem Vorstandsteam eine gedeihliche
Zusammenarbeit, bleiben Sie und alle Ihre Mitglieder gesund!
Alles
Gute für die Zukunft und nochmals Glüchwunsch zum 20sten
Geburtstag!
16.09.2017
- Mathilde al-Doghachi – Ehrenvorsitzende der Seniorenhilfe
Dietzenbach e.V.
Ansprache von Walter Böhme
Die
Idee einer Bürgerhilfe stammt aus dem vorigen Jahrtausend und im
vorigen Jahrtausend, 1997, ist auch unsere Bürgerhilfe Bensheim mit
großem Elan gegründet worden.
Seitdem
hat sich viel geändert. Das zeigt sich z. B. an der Art der Hilfe,
die nachgefragt wird.
In
den Anfängen der Bürgerhilfe bat eine 89-Jährige um Hilfe, die
seit
einem Vierteljahr mit der Taschenlampe ins Bett gegangen war, weil
ihre Glühbirne kaputt war. Eine neue wurde eingesetzt und alles war
erledigt.
2015
bat eine 90-Jährige um Hilfe, weil sie vom Computer auf einen
Tablet-Computer umsteigen wollte. Dafür wurde jemand gefunden. Doch
das genügte ihr nicht. Vor kurzem suchte sie einen neuen Helfer, der
ihr hilft, ihre Kenntnisse auszuweiten. Sie verstehe noch nicht alle
Funktionen.
Das
neuste Gerücht besagt, sie sei mit diesem neuen Helfer unzufrieden
gewesen, weil der nicht mehr gewusst habe als sie, und habe jetzt
einen dritten Helfer gefunden.
Was
immer davon wahr ist, die Ansprüche an die Helfer sind in mancher
Hinsicht deutlich größer geworden. So haben wir auch unsere
Bürodienstarbeit rationalisiert und arbeiten jetzt dabei durchweg
mit einem Computerprogramm.
Ist
also alles besser geworden? Nein!
In
der Anfangszeit wurden zwar noch manche Fehler gemacht, aber es
herrschte ein großer Pioniergeist, weil alle
Gestaltungsmöglichkeiten offen waren.
Ein
Beispiel ist unser Ehrenmitglied Karl Löw. Als er in der Bürgerhilfe
anfing, war er älter als ich heute. Was hat er da noch alles
geleistet! Er hat die Satzung entwickelt, die - mit kleinen
Änderungen heute noch Bestand hat. Er hat immer die Verbindung zur
Stadtverwaltung gehalten, hat dank seiner Kenntnisse und Beziehungen
uns immer wieder in rechtlichen Fragen weitergeholfen und war, als
Not am Mann war, bereit, seinen Posten als Schriftführer, der ihm
auf den Leib geschrieben war, aufzugeben und für einige Zeit den
Vorsitz zu übernehmen.
Bis
Hans-Peter Kneip kam, der dann länger als jeder andere als
Vorsitzender die Geschicke der Bürgerhilfe bestimmen sollte. Er ist
bis heute unser verlässlicher Gastgeber für Vorstandssitzungen und
Mitgliederversammlungen und hat die attraktiven Ausflüge
organisiert, die vielen von uns heute noch als Glanzlichter in
Erinnerung sind.
Und
deswegen ... Aber das - kommt erst später...
Ich
merke aber, manche werden schon unruhig: Wenn jetzt alle
aufgezählt werden, die sich um die Bürgerhilfe verdient gemacht
haben, dann bleibt ja gar keine Zeit mehr für den Zauberer.
Deswegen
Schluss jetzt! Von Verdiensten soll jetzt nicht mehr gesprochen
werden. Oder höchstens nur noch ganz allgemein.
Ja,
am Anfang, da gab es diesen Pioniergeist, und der wurde in den 90er
Jahren getragen von einer weltweiten Aufbruchstimmung, aus der heraus
man nach dem Zusammenbruch des Ostblocks eine neue, bessere
Gesellschaft der Solidarität begründen wollte. Und die erhofft man
sich von dem ehrenamtlichen Engagement, wo sich jeder - ohne die
Zwänge der Berufswelt - für das einsetzen kann, was ihm besonders
wichtig erscheint und wofür sie oder er befähigt ist.
Der
Gedanke gegenseitiger Hilfeleistung ist dabei die allgemeinste Form,
in der der Wert der Solidarität Ausdruck finden kann.
Insofern
bietet die Bürgerhilfe eine fast ideale Form des gesellschaftlichen
Engagements.
Freilich,
in der Praxis bleiben wir immer wieder hinter den Erwartungen zurück.
Immer wieder einmal werden Wünsche an uns herangetragen, wo wir
etwas leisten sollen, was die öffentliche Sozialarbeit nur
unvollständig leistet, was wir aber beim besten Willen auch nicht
leisten können. Doch diese Erwartungen sind für uns durchaus ein
Ansporn, uns weiter zu entwickeln.
Wie
ist die Bürgerhilfe organisiert, um ihre Aufgaben zu erfüllen?
Eine
zentrale Funktion erfüllt der Bürodienst. Er vermittelt zwischen
den Hilfeanfragen der Mitglieder und den Helfern und ist auch sonst
ein Zentrum der Kommunikation.
Freilich,
die Wirklichkeit des Bürodienstes enstspricht nicht immer dieser
Idealvorstellung.
Eine
Mitarbeiterin aus den Anfangstagen berichtete mir: "Was ich im
Bürodienst getan habe, lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es
war nichts los." Und das galt damals dreimal in der Woche einen
Vormittag lang. Natürlich blieb das nicht lange so. Aber Ähnliches
hat sich auch später ergeben. Doch
an anderen Tagen konnte man zu zweit Bürodienst leisten und sich
dennoch des Ansturms der Besucher und Anrufe kaum erwehren, so dass
man notgedrungen Überstunden leisten musste, um auch nur das
Notwendigste abzuarbeiten.
Doch
weil es immer wieder auch Flautezeiten gab, war der Vorstand nicht
ganz selten versucht, dem Bürodienst neue Aufgaben anzutragen, die
letztlich auf eine Überforderung hinausliefen.
Heute
glauben wir, dem Problem etwas gesteuert zu haben, indem wir
einerseits die Bürostunden verkürzt haben, auf zweimal zwei Stunden
im Monat, und uns andererseits ein leistungsfähiges Büroprogramm
zur Helferverwaltung besorgt haben - da geht unser Dank an
Dietzenbach -, das die Helfersuche erleichtert und auch von zu Hause
aus zu bedienen ist, so dass wir einerseits Tag und Nacht Anfragen
entgegennehmen und sie andererseits auch zeitnah bearbeiten können.
Außerdem
nutzen wir auch Rundmails, um Angebote bekannt zu machen und suchen
so auch Helfer.
Freilich
hat bei der Abwicklung meist doch auch der Bürodienst noch Arbeit
und sei es nur bei der Punkteabrechnung.
Und
nun raten Sie mal, wer sich bei der Vorbereitung unserer heutigen
Feier im Festausschuss besonders eifrig eingebracht hat!
Aber
halt, von Verdiensten soll ja nicht mehr die Rede sein.
Nur
noch ganz allgemein.
Die
Bürgerhilfe kann nur funktionieren, wenn jeder sich nach seinen
Möglichkeiten einbringt. Da gibt es Spezialisten, die einen
besonderen Bereich ganz sorgfältig betreuen.
Ich
denke dabei an die Geräte und die Computerprogramme, an die
Homepage, an unsere Vereinsmitteilungen "Bürgerhilfe aktuell"
und alles, was mit Powerpoint zu tun hat, an die Schriftführung, den
Infostand, die Pressearbeit, die Veranstaltungsvorbereitungen, die
Gratulation zu den runden Geburtstagen und den Telefondienst und ...
das andere vergesse ich lieber, sonst wird es zuviel. Nur - ein Wort
muss ich noch zu den Veranstaltungsvorbereitungen sagen. Die Helfer,
die Sie heute hier tätig sehen, sind beileibe nicht alle, die sich
eingebracht haben. Deshalb bitte ich Sie für die Helfer bei der
Vorbereitung, bei der Feier und bei der Nachbereitung um einen
kräftigen Applaus!
Eine
Gruppe fehlt noch, nämlich die, die ihre Spezialarbeit machen, aber
sich auch für
alles andere zuständig
fühlen und überall bereitstehen, wo Not am Mann oder an der Frau
ist. An wen denke ich da wohl? - Keine Rede mehr von besonderen
Verdiensten.
Denn
wenn ich jetzt auspacken würde, dann käme unser Zauberer gar nicht
mehr zum Zaubern. Nun, vielleicht hat der Bergsträßer Anzeiger
neben seinem Bericht noch so einen schönen Kasten, in den man so
etwas hineinpacken kann. Denn schließlich sind wir ja nicht vor
Gericht, wo es heißt: Es gilt nur
das
gesprochene
Wort.
Aber
was ich beim besten Willen doch nicht übergehen kann, das sind sie
vielen Hilfen, die die Mitglieder sich untereinander
leisten. Über die weiß nur der Bürodienst so richtig Bescheid und
selbst der erfährt nicht alles, weil vieles unter der Hand läuft.
Aber was er erfährt, das hält er im Computer fest, und jedes
einzelne Mitglied wird daran am Anfang des Jahres erinnert, wenn es
seinen neusten Punktestand erfährt.
Und
jetzt ist die Gelegenheit, wo ich auf die Neumitglieder zu sprechen
kommen muss, die in den letzten Monaten verstärkt zu uns gekommen
sind und immer wieder Pioniergeist mitbringen.
Was
habe ich da erlebt? - Ich rufe eine Freundin von der Bürgerhilfe an,
weil ich denke, jetzt könnte ihre Reha vorbei sein. Und was höre
ich? "Na, das soll man Freunde nennen! Niemand hat sich um mich
gekümmert! Ich war ganz allein." "Ja, warst du nicht in
der Reha?" frage ich. "Nein, die ist mir nicht bewilligt
worden. - Aber weißt du, wer mir geholfen hat? Die Bürgerhilfe! Ich
habe angerufen, und jetzt kümmert sich eine Helferin von der
Bürgerhilfe um mich. Die macht das ganz toll. Immer wenn ich sie
brauche, ist sie da."
Da
frage ich: "Kenne ich die?" Sie sagt: "Ich glaube
nicht. Die ist ganz neu."
Ja,
so ist das mit unseren Neumitgliedern.
Aber
von einer ganz wichtigen Gruppe habe ich noch nichts gesagt. Das sind
die, die sagen: "Ich kann doch gar nicht mehr helfen."
Nicht selten stellt sich dann zwar heraus, dass sie doch helfen
können. Indem sie Telefondienst übernehmen und andere anrufen oder
indem sie Briefe in der alten deutschen Schrift entziffern oder
Veranstaltungen gestalten, indem sie aus ihrem Leben erzählen, oder
- und das noch eine kleine Geschichte - indem sie von einem Kind
lernen, wie man Sterne faltet, und es dann anderen beibringen, so
dass es eine Zeit gab, wo auf dem Stammtisch noch weiter Sterne
gefaltet wurden.
Aber
natürlich gibt es auch Situationen, wo man gar
nicht mehr
helfen kann.
Da
kommt das Wichtigste:
Was nutzen viele Helfer, wenn es niemanden gibt, der sich helfen
lässt?
Deswegen
brauchen wir unbedingt die, die sich helfen lassen. Denn, wenn es die
nicht gibt, dann passiert, wovon ich am Anfang gesprochen habe: Dann
ist gar nichts los.
Hilfeleistung
ist nur möglich, wo
etwas los ist,
wo Hilfe nachgefragt wird.
Und
dieses Zusammentreffen von Hilfsbereitschaft und Bereitschaft, sich
helfen zu lassen, ist das, was einer Gesellschaft den inneren
Zusammenhalt gibt. Das ist der Kern der Bürgerhilfe und dafür lohnt
es sich, bei uns mitzumachen.
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