Sonntag, 17. November 2019

Wohnberater gab Tipps zum altersgerechten Umbau

BÜRGERHILFE WOHNBERATER GAB TIPPS ZUM ALTERSGERECHTEN UMBAU / FÖRDERMITTEL IN ANSPRUCH NEHMEN
Wenn die Wohnung selbst zum Hindernis wird
15. November 2019
BENSHEIM. Möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben und sich im Alter dort wohl fühlen, wo man viele schöne Stunden mit Familie und Freunden verbracht hat, wo man die Nachbarn kennt, auf Nachbarschaftshilfe bauen und so weit es möglich ist, seinen Alltag selbstständig gestalten kann. Das wollen die allermeisten Menschen. Oftmals aber machen die äußeren Umstände dem Vorhaben einen dicken Strich durch die Rechnung: Die Wohnung selbst ist das Handicap.
Wie man sein Zuhause altersgerecht gestaltet, welche Umbaumaßnahmen sinnvoll sind und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, welche Möglichkeiten und welche Förderungen es für Eigentümer und Mieter gibt, darüber sprach der mobile Wohnberater Manfred Schmelz vom Team Stadtplanung und Demographie auf Einladung des Vereins Bürgerhilfe im Bürgerraum der Weststadthalle. Dass gerade bei älteren Menschen ein reges Interesse an dem Thema besteht und Aufklärung erwünscht ist, wie die eigenen vier Wände fit für die Zukunft gemacht werden können, zeigte die große Zahl der Zuhörer, die Bürgerhilfe-Vorsitzender Franz Apfel willkommen hieß. Gleichwohl sinnierte der Wohnberater anschließend darüber, warum zu ähnlichen Veranstaltungen „niemand kommt und unsere Angebote nicht angenommen werden.“ Dass es dieses Mal anders war, freute ihn sichtlich.
Erster Besuch kostenlos
Wichtig sei zunächst eine Bestandsaufnahme, die zutage bringt, wo Verbesserungen notwendig und wo Barrieren sind, die es zu entschärfen oder abzubauen gilt, machte der Experte, dessen erster Besuch bei den Ratsuchenden kostenlos ist, klar. Bei einer späteren intensiven Beratung, unter anderem mit Planung und Kostenkalkulation als Grundlage für die Beantragung finanzieller Mittel, wird eine Gebühr fällig.
Eine 33-Punkte-Checkliste, die Schmelz jeweils bei der Kontaktaufnahme verteilt, soll dabei helfen, individuellen Schwachstellen auf die Spur zu kommen. Erst danach besteht Handlungsbedarf – und man kann eine ganze Menge tun, um sich den Alltag zu erleichtern, machte der mobile Berater den Besuchern Mut zum Handeln.
So kann man für die Bewegungsfreiheit und Sicherheit in Wohn- und Sanitärräumen eine Menge tun. Zur Sturzprävention beispielsweise sind rutschfeste Bodenbeläge und Fliesen notwendig. Teppiche sind Gefahrquellen und gehören zusammengerollt und weggepackt.
Gerade im Badezimmer und der Dusche gibt es zahlreiche Hilfsmittel – wie Haltegriffe, WC-Erhöhung und Duschhocker. Breite und schwellenlose Zugänge sind gerade für Rollstuhlfahrer von Wichtigkeit.
Einen Hinweis, der für viele Zuhörer neu war und den sich einige gleich notierten, gab Schmelz in Bezug auf die Badezimmertür. Diese sollte nämlich immer nach außen zu öffnen sein. So kann im Fall eines Sturzes oder eines Unfalls schnell Hilfe geholt werden. Gehe die Tür aber – wie üblich – nach innen auf, könne es sein, dass die am Boden liegende Person – gerade in einem Altbau mit beengten Wohnverhältnissen – zwischen Waschbecken und Tür eingeklemmt sei.
Tipps gab der Experte auch, welche Fördermittel bei altersgerechten Umbaumaßnahmen in Anspruch genommen werden können. Einen Kredit bis zu 50 000 Euro gewährt die Kfw-Bankengruppe für Einbruchschutz, mehr Wohnkomfort und weniger Barrieren. Und zwar pro Wohneinheit, unabhängig vom Alter. Einen Investitionszuschuss bis zu 6250 Euro kann ebenfalls bei einer kombinierten Maßnahme gewährt werden. Für ein barrierefreies Bad gibt es bei Pflegestufe eins einen Zuschuss bis zu 4000 Euro.
Einen abschließenden Rat gab Manfred Schmelz den Besuchern: Heime, Einrichtungen und Vermieter, die mit dem Titel seniorengerecht werben, müssen nicht zwangsläufig barrierefrei und behindertengerecht sein. Es sollte immer aufmerksam geprüft werden. gs
© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 15.11.2019

Donnerstag, 7. November 2019

Gespräche zwischen Alt und Jung: Wie können sie gelingen?


Vortrag am 28.10. 2019 von Dr. Marion Schirling bei der
Bürgerhilfe 

Was lässt Gespräche zwischen Alt und Jung in Zeiten von Veränderung und Beschleunigung gelingen? Welche Zutaten sind nützlich, welche eher hinderlich? Diesem Thema widmete sich die Bürgerhilfe Bensheim, Verein für Hilfe auf Gegenseitigkeit, mit einem Vortrag ihres Mitglieds, Dr. Marion Schirling, Supervisorin und Coach. Nach Begrüßung der TeilnehmerInnen durch den Vorsitzenden der Bürgerhilfe, Herrn Franz Apfel, lenkte die Referentin den Fokus auf die Mitverantwortung der älteren Generation für gelingende Gespräche und fragte, welche Kompetenzen und Gesprächsformen wirksam sein können, um den Dialog zwischen den Generationen zu fördern.
Beginnend mit dem Beispiel eines misslungenen Gesprächs zwischen Alt und Jung, zeigte sie auf, welche Faktoren eher hinderlich sein können. Es sind dies vor allem atemlose Monologe, Unterbrechungen des Gegenübers, wiederholte Berichte und Geschichtchen aus der Vergangenheit, Belehrungen und Selbstdarstellungen. Während sich Senioren in ihren Gesprächen mit Jüngeren zumeist Anerkennung für ihre Lebensleistung wünschen, fühlen sich die Jüngeren mit ihren Themen und ihrer aktuellen Lebenswelt von den Älteren meist nicht ernst genommen.
Um miteinander ins Gespräch zu kommen – so die Referentin Marion Schirling – sei es jedoch wichtig, den jüngeren Gesprächspartnern wertschätzend, vorurteilsfrei und offen zu begegnen. Dabei sei die Kunst des guten Zuhörens unerlässlich. Offenheit und Interesse für Neues bedinge auch, dafür zu sorgen, dass Zeit und Raum geschaffen werden, sodass die Gespräche nicht zwischen Tür und Angel stattfinden. Gute Kommunikation zwischen Alt und Jung bedeutet nicht, dass die eigenen Werte zurückgestellt oder aufgegeben werden müssen. Lebenserfahrung, wenn sie vorurteilsfrei und ohne Belehrung geäußert wird, kann Anlass für viel Interesse und Verständnis zwischen Jung und Alt sein. Wenn darüber hinaus auch von Seiten der Älteren immer wieder die Überprüfung eigener festgefahrener Grundmuster gewagt wird, verbunden mit dem Mut, sich selbst eigenes Nichtwissen einzugestehen, können wichtige Grundpfeiler im Verständnis zwischen Alt und Jung entstehen.Von diesen Grundpfeilern profitieren beide Generationen. Vor allem für die Älteren können sie von großem Nutzen sein, denn sie tragen nicht nur zum Erhalt geistiger Fitness bei, sondern auch zur lebendigen Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander.
Nach einer lebhaften Diskussionsrunde zum Thema, dankte Franz Apfel der Referentin für ihre mit Witz und Verve vorgetragenen Ausführungen und lud alle Mitglieder und Gäste zu weiteren Veranstaltungen der Bürgerhilfe ein.