BÜRGERHILFE
WOHNBERATER GAB TIPPS ZUM ALTERSGERECHTEN UMBAU / FÖRDERMITTEL IN
ANSPRUCH NEHMEN
Wenn
die Wohnung selbst zum Hindernis wird
15.
November 2019
BENSHEIM.
Möglichst
lange in der eigenen Wohnung bleiben und sich im Alter dort wohl
fühlen, wo man viele schöne Stunden mit Familie und Freunden
verbracht hat, wo man die Nachbarn kennt, auf Nachbarschaftshilfe
bauen und so weit es möglich ist, seinen Alltag selbstständig
gestalten kann. Das wollen die allermeisten Menschen. Oftmals aber
machen die äußeren Umstände dem Vorhaben einen dicken Strich durch
die Rechnung: Die Wohnung selbst ist das Handicap.
Wie
man sein Zuhause altersgerecht gestaltet, welche Umbaumaßnahmen
sinnvoll sind und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, welche
Möglichkeiten und welche Förderungen es für Eigentümer und Mieter
gibt, darüber sprach der mobile Wohnberater Manfred Schmelz vom Team
Stadtplanung und Demographie auf Einladung des Vereins Bürgerhilfe
im Bürgerraum der Weststadthalle. Dass gerade bei älteren Menschen
ein reges Interesse an dem Thema besteht und Aufklärung erwünscht
ist, wie die eigenen vier Wände fit für die Zukunft gemacht werden
können, zeigte die große Zahl der Zuhörer, die
Bürgerhilfe-Vorsitzender Franz Apfel willkommen hieß. Gleichwohl
sinnierte der Wohnberater anschließend darüber, warum zu ähnlichen
Veranstaltungen „niemand kommt und unsere Angebote nicht angenommen
werden.“ Dass es dieses Mal anders war, freute ihn sichtlich.
Erster
Besuch kostenlos
Wichtig
sei zunächst eine Bestandsaufnahme, die zutage bringt, wo
Verbesserungen notwendig und wo Barrieren sind, die es zu entschärfen
oder abzubauen gilt, machte der Experte, dessen erster Besuch bei den
Ratsuchenden kostenlos ist, klar. Bei einer späteren intensiven
Beratung, unter anderem mit Planung und Kostenkalkulation als
Grundlage für die Beantragung finanzieller Mittel, wird eine Gebühr
fällig.
Eine
33-Punkte-Checkliste, die Schmelz jeweils bei der Kontaktaufnahme
verteilt, soll dabei helfen, individuellen Schwachstellen auf die
Spur zu kommen. Erst danach besteht Handlungsbedarf – und man kann
eine ganze Menge tun, um sich den Alltag zu erleichtern, machte der
mobile Berater den Besuchern Mut zum Handeln.
So
kann man für die Bewegungsfreiheit und Sicherheit in Wohn- und
Sanitärräumen eine Menge tun. Zur Sturzprävention beispielsweise
sind rutschfeste Bodenbeläge und Fliesen notwendig. Teppiche sind
Gefahrquellen und gehören zusammengerollt und weggepackt.
Gerade
im Badezimmer und der Dusche gibt es zahlreiche Hilfsmittel – wie
Haltegriffe, WC-Erhöhung und Duschhocker. Breite und schwellenlose
Zugänge sind gerade für Rollstuhlfahrer von Wichtigkeit.
Einen
Hinweis, der für viele Zuhörer neu war und den sich einige gleich
notierten, gab Schmelz in Bezug auf die Badezimmertür. Diese sollte
nämlich immer nach außen zu öffnen sein. So kann im Fall eines
Sturzes oder eines Unfalls schnell Hilfe geholt werden. Gehe die Tür
aber – wie üblich – nach innen auf, könne es sein, dass die am
Boden liegende Person – gerade in einem Altbau mit beengten
Wohnverhältnissen – zwischen Waschbecken und Tür eingeklemmt sei.
Tipps
gab der Experte auch, welche Fördermittel bei altersgerechten
Umbaumaßnahmen in Anspruch genommen werden können. Einen Kredit bis
zu 50 000 Euro gewährt die Kfw-Bankengruppe für Einbruchschutz,
mehr Wohnkomfort und weniger Barrieren. Und zwar pro Wohneinheit,
unabhängig vom Alter. Einen Investitionszuschuss bis zu 6250 Euro
kann ebenfalls bei einer kombinierten Maßnahme gewährt werden. Für
ein barrierefreies Bad gibt es bei Pflegestufe eins einen Zuschuss
bis zu 4000 Euro.
Einen
abschließenden Rat gab Manfred Schmelz den Besuchern: Heime,
Einrichtungen und Vermieter, die mit dem Titel seniorengerecht
werben, müssen nicht zwangsläufig barrierefrei und
behindertengerecht sein. Es sollte immer aufmerksam geprüft
werden. gs
© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 15.11.2019