Weihnachtsabend
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's, durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fort gespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor, und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlecht es mochte sein,
erkannt' ich im Vorübertreiben nicht.
Nur vor dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn' Unterlaß;
doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? War's Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh' meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfaßte mich die Angst im Herzen so,
als säß' mein eigen Kind auf jenem Stein
und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Theodor Storm
Weihnachten
Markt und Straße steh'n verlassen,
still erleuchtet jedes Haus;
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein steh'n und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld.
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern,
wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen;
aus des Schnees Einsamkeit
steigt's wie wunderbares Singen. -
O, du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff
Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,
schlaf wohl, du süßes Kind,
dich fächeln Engelein in Ruh
mit sanftem Himmelswind.
Wir armen Hirten singen dir
ein herzig’s Wiegenliedlein für:
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!
Maria hat mit Mutterlieb
dich leise zugedeckt,
und Josef hält den Hauch zurück,
dass er dich nicht erweckt.
Die Schäflein, die im Stalle sind,
verstummen vor dir, Himmelskind.
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!
Melodie: Heinrich Reimann (1850 –1906) nach einer Melodie aus dem Glatzer Land (Schlesien)
Text: Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 –1791); im Original dreistrophig
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's, durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fort gespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor, und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlecht es mochte sein,
erkannt' ich im Vorübertreiben nicht.
Nur vor dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn' Unterlaß;
doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? War's Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh' meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfaßte mich die Angst im Herzen so,
als säß' mein eigen Kind auf jenem Stein
und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Theodor Storm
Weihnachten
Markt und Straße steh'n verlassen,
still erleuchtet jedes Haus;
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein steh'n und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld.
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern,
wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen;
aus des Schnees Einsamkeit
steigt's wie wunderbares Singen. -
O, du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff
Weihnachtsabend
Dämmerstille Nebelfelder,
Schneedurchglänzte Einsamkeit,
Und ein wunderbarer weicher
Weihnachtsfriede weit und breit.
Nur mitunter, windverloren,
Zieht ein Rauschen durch die Welt,
Und ein leises Glockenklingen
Wandert übers stille Feld.
Und dich grüßen alle Wunder,
Die am lauten Tag geruht,
Und dein Herz singt Kinderlieder
Und dein Sinn wird fromm und gut.
Und dein Blick ist voller Leuchten,
Längst Entschlafnes ist erwacht . . .
Und so gehst du durch die stille
Wunderweiche Winternacht.
Wilhelm Lobsien
Dämmerstille Nebelfelder,
Schneedurchglänzte Einsamkeit,
Und ein wunderbarer weicher
Weihnachtsfriede weit und breit.
Nur mitunter, windverloren,
Zieht ein Rauschen durch die Welt,
Und ein leises Glockenklingen
Wandert übers stille Feld.
Und dich grüßen alle Wunder,
Die am lauten Tag geruht,
Und dein Herz singt Kinderlieder
Und dein Sinn wird fromm und gut.
Und dein Blick ist voller Leuchten,
Längst Entschlafnes ist erwacht . . .
Und so gehst du durch die stille
Wunderweiche Winternacht.
Wilhelm Lobsien
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
Immer ein Lichtlein mehr
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Matthias Claudius
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
Immer ein Lichtlein mehr
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Matthias Claudius
Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,
schlaf wohl, du süßes Kind,
dich fächeln Engelein in Ruh
mit sanftem Himmelswind.
Wir armen Hirten singen dir
ein herzig’s Wiegenliedlein für:
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!
Maria hat mit Mutterlieb
dich leise zugedeckt,
und Josef hält den Hauch zurück,
dass er dich nicht erweckt.
Die Schäflein, die im Stalle sind,
verstummen vor dir, Himmelskind.
Schlafe, schlafe, Himmelssöhnchen, schlafe!
Melodie: Heinrich Reimann (1850 –1906) nach einer Melodie aus dem Glatzer Land (Schlesien)
Text: Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 –1791); im Original dreistrophig
Vom
Himmel hoch, da komm' ich her,
ich bring' euch gute neue Mär,
der guten Mär bring' ich soviel,
davon ich sing'n und sagen will.
ich bring' euch gute neue Mär,
der guten Mär bring' ich soviel,
davon ich sing'n und sagen will.
Euch
ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.
Es
ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.
.
Er
bringt euch alle Seligkeit,
die Gott der Vater hat bereit',
daß ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.
die Gott der Vater hat bereit',
daß ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.
So
merket nun das Zeichen recht:
die Krippe, Windelein so schlecht,
da findet ihr das Kind gelegt,
das alle Welt erhält und trägt.
die Krippe, Windelein so schlecht,
da findet ihr das Kind gelegt,
das alle Welt erhält und trägt.
Des
laßt uns alle fröhlich sein
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehn, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehn, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
Merk
auf, mein Herz, und sieh dorthin,
was liegt doch in dem Krippelein?
Wes ist das schöne Kindelein?
Es ist das liebe Jesulein.
was liegt doch in dem Krippelein?
Wes ist das schöne Kindelein?
Es ist das liebe Jesulein.
Sei
mir willkommen, edler Gast!
Den Sünder nicht verschmähet hast
und kommst ins Elend her zu mir:
Wie soll ich immer danken dir?
Den Sünder nicht verschmähet hast
und kommst ins Elend her zu mir:
Wie soll ich immer danken dir?
Ach
Herr, du Schöpfer aller Ding,
wie bist du worden so gering,
daß du da liegst auf dürrem Gras,
davon ein Rind und Esel aß!
wie bist du worden so gering,
daß du da liegst auf dürrem Gras,
davon ein Rind und Esel aß!
Und
war die Welt vielmal so weit,
von Edelstein und Gold bereit',
so war sie doch dir viel zu klein,
zu sein ein enges Wiegelein.
von Edelstein und Gold bereit',
so war sie doch dir viel zu klein,
zu sein ein enges Wiegelein.
Der
Sammet und die Seiden dein,
das ist grob Heu und Windelein,
darauf du König groß und reich
herprangst, als wärs dein Himmelreich.
das ist grob Heu und Windelein,
darauf du König groß und reich
herprangst, als wärs dein Himmelreich.
Das
hat also gefallen dir,
die Wahrheit anzuzeigen mir,
wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.
die Wahrheit anzuzeigen mir,
wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.
Ach
mein herzliebes Jesulein,
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhen in meins Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein.
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhen in meins Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein.
Davon
ich allzeit fröhlich sei,
zu springen, singen immer frei
das rechte Susaninne schön,
mit Herzenslust den süßen Ton.
zu springen, singen immer frei
das rechte Susaninne schön,
mit Herzenslust den süßen Ton.
Lob,
Ehr sei Gott im höchsten Thron,
der uns schenkt seinen eingen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar'
und singen uns solch neues Jahr.
der uns schenkt seinen eingen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar'
und singen uns solch neues Jahr.
(Martin
Luther)
Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenschall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.
Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefen Grund
dir auf der süße Mund?
Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.
O du Nacht des Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reinen Schoß
ringt sich ein Wunder los.
Gustav Falke
Weihnachten
1944
(Als ich keinen Urlaub bekam)
Wenn es in der Welt dezembert
und der Mond wie ein Kamembert
gelblich rund, mit etwas Schimmel
angetan, am Winterhimmel
heimwärts zu den Seinen irrt
und der Tag stets kürzer wird -
sozusagen wird zum Kurztag -
hat das Christkind Geburtstag!
Ach, wie ist man dann vergnügt,
wenn man einen Urlaub kriegt.
Andrerseits, wie ist man traurig,
wenn es heisst: "Nein, da bedaur ich!"
Also greift man dann entweder
zu dem Blei oder der Feder
und schreibt schleunigst auf Papier
ein Gedicht, wie dieses hier:
Die Berge, die Meere, den Geist und das Leben
hat Gott zum Geschenk uns gemacht;
doch uns auch den Frieden, den Frieden zu geben,
das hat er nicht fertiggebracht!
Wir tasten und irren, vergehen und werden,
wir kämpfen mal so und mal so. . .
Vielleicht gibt's doch richtigen Frieden auf Erden?
Vielleicht grade jetzt? - -
Aber wo? . ."
Heinz Erhard
Weihnachtsfest
Der Winter ist gekommen
Und hat hinweg genommen
Der Erde grünes Kleid;
Schnee liegt auf Blütenkeimen,
Kein Blatt ist an den Bäumen,
Erstarrt die Flüsse weit und breit.
Da schallen plötzlich Klänge
Und frohe Festgesänge
Hell durch die Winternacht.
In Hütten und Palästen
Ist rings in grünen Ästen
Ein bunter Frühling aufgewacht.
Wie gern doch seh ich glänzen
mit all den reichen Kränzen
den grünen Weihnachtsbaum;
dazu der Kindlein Mienen,
von Licht und Lust beschienen;
wohl schönre Freude gibt es kaum!
- Robert Reinick -
(Als ich keinen Urlaub bekam)
Wenn es in der Welt dezembert
und der Mond wie ein Kamembert
gelblich rund, mit etwas Schimmel
angetan, am Winterhimmel
heimwärts zu den Seinen irrt
und der Tag stets kürzer wird -
sozusagen wird zum Kurztag -
hat das Christkind Geburtstag!
Ach, wie ist man dann vergnügt,
wenn man einen Urlaub kriegt.
Andrerseits, wie ist man traurig,
wenn es heisst: "Nein, da bedaur ich!"
Also greift man dann entweder
zu dem Blei oder der Feder
und schreibt schleunigst auf Papier
ein Gedicht, wie dieses hier:
Die Berge, die Meere, den Geist und das Leben
hat Gott zum Geschenk uns gemacht;
doch uns auch den Frieden, den Frieden zu geben,
das hat er nicht fertiggebracht!
Wir tasten und irren, vergehen und werden,
wir kämpfen mal so und mal so. . .
Vielleicht gibt's doch richtigen Frieden auf Erden?
Vielleicht grade jetzt? - -
Aber wo? . ."
Heinz Erhard
Weihnachtsfest
Der Winter ist gekommen
Und hat hinweg genommen
Der Erde grünes Kleid;
Schnee liegt auf Blütenkeimen,
Kein Blatt ist an den Bäumen,
Erstarrt die Flüsse weit und breit.
Da schallen plötzlich Klänge
Und frohe Festgesänge
Hell durch die Winternacht.
In Hütten und Palästen
Ist rings in grünen Ästen
Ein bunter Frühling aufgewacht.
Wie gern doch seh ich glänzen
mit all den reichen Kränzen
den grünen Weihnachtsbaum;
dazu der Kindlein Mienen,
von Licht und Lust beschienen;
wohl schönre Freude gibt es kaum!
- Robert Reinick -
Das
Christkind
Nicht glänzend ging es damals zu,
ein Kälbchen machte friedlich muh,
ein Eselchen stand an der Krippe,
beschnüffelte mit seiner Lippe
ein kleines Bündelchen von Stroh,
es gan noch keinen Bernhard Shaw,
ein Satz, womit ich ilustriere
die Einfalt mancher lieben Tiere,
die man am Abhang weiden sah.
Als sei die Nacht dem Tage nah,
war`s hell üb`rall in der Umgebung,
und in Bezug auf die Bewegung,
die ich dem Lied hier geben will,
verhielt sich die Madonna still,
als sei sie selig; ihr Gemahl
stand im durchaus nicht prächt`gem Saal,
als habe sich hier nimmermehr
etwas ereignet, das er sehr
schwer hätte nehmen müssen.
Die Hirten würden es nun grüßen,
das kindlich auf dem Schoß ihr lag,
und ich nun nichts mehr sagen mag,
weil es mir scheint, was ich berichte,
beziehe sich auf Weltgeschichte.
In engem Stalle fing die Bahn
von etwas Einflussreichem an.
Robert Walser
Nicht glänzend ging es damals zu,
ein Kälbchen machte friedlich muh,
ein Eselchen stand an der Krippe,
beschnüffelte mit seiner Lippe
ein kleines Bündelchen von Stroh,
es gan noch keinen Bernhard Shaw,
ein Satz, womit ich ilustriere
die Einfalt mancher lieben Tiere,
die man am Abhang weiden sah.
Als sei die Nacht dem Tage nah,
war`s hell üb`rall in der Umgebung,
und in Bezug auf die Bewegung,
die ich dem Lied hier geben will,
verhielt sich die Madonna still,
als sei sie selig; ihr Gemahl
stand im durchaus nicht prächt`gem Saal,
als habe sich hier nimmermehr
etwas ereignet, das er sehr
schwer hätte nehmen müssen.
Die Hirten würden es nun grüßen,
das kindlich auf dem Schoß ihr lag,
und ich nun nichts mehr sagen mag,
weil es mir scheint, was ich berichte,
beziehe sich auf Weltgeschichte.
In engem Stalle fing die Bahn
von etwas Einflussreichem an.
Robert Walser
Weihnachten
in Ajaccio
Reife Goldorangen fallen sah'n wir heute, Myrte blühte,
Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.
Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog ein Falter -
keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.
Eh' das welke Blatt verweht ist, wird die Knospe neu geboren -
eine liebliche Verwirrung, schwebt der Zug der Horen.
Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein bleicher?
Teures Weib, du bist um einen lichten Frühling reicher!
Liebst du doch die langen Sonnen und die Kraft und Glut der Farben!
Und du sehnst dich nach der Heimat, wo sie längst erstarben?
Horch! Durch paradieseswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken!
Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen Flocken?
Conrad Ferdinand Meyer
Weihnacht
Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm,
der Wintertod geht schweigend um;
er zieht das Leilach weiß und dicht
der Erde übers Angesicht -
Schlafe - schlafe.
Du breitgewölbte Erdenbrust,
du Stätte aller Lenenslust,
hast Duft genug im Lenz gesprüht,
im Sommer heiß genug geglüht,
nun komme ich, nun bist du mein,
gefesselt nun im engen Schrein -
Schlafe - schlafe.
Die Winternacht hängt schwarz und schwer,
ihr Mantel fegt die Erde leer,
die Erde wird ein schweigend Grab,
ein Ton geht zitternd auf und ab!
Sterben - sterben.
Da horch - im totenstillen Wald
was für ein süßer Ton erschallt?
Da sieh - in tiefer, dunkler Nacht
was für ein süßes Licht erwacht?
Als wie von Kinderlippen klingt's,
von Ast zu Ast wie Flammen springt's,
vom Himmel kommt's wie Engelsang,
ein Flöten- und Schalmeienklang:
Weihnacht! Weihnacht!
Und siehe - welch ein Wundertraum:
Es wird lebendig Baum an Baum,
der Wald steht auf, der ganze Hain
zieht wandelnd in die Stadt hinein;
mit grünen Zweigen pocht es an:
"Tut auf, die sel'ge Zeit begann,
Weihnacht! Weihnacht!"
Da gehen Tür und Tore auf,
da kommt der Kinder Jubelhauf,
aus Türen und aus Fenstern bricht
der Kerzen warmes Lebenslicht.
Bezwungen ist die tote Nacht,
zum Leben ist die Lieb erwacht,
der alte Gott blickt lächelnd drein,
des laßt uns froh und fröhlich sein!
Weihnacht! Weihnacht!
Ernst von Wildenbruch
Reife Goldorangen fallen sah'n wir heute, Myrte blühte,
Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.
Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog ein Falter -
keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.
Eh' das welke Blatt verweht ist, wird die Knospe neu geboren -
eine liebliche Verwirrung, schwebt der Zug der Horen.
Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein bleicher?
Teures Weib, du bist um einen lichten Frühling reicher!
Liebst du doch die langen Sonnen und die Kraft und Glut der Farben!
Und du sehnst dich nach der Heimat, wo sie längst erstarben?
Horch! Durch paradieseswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken!
Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen Flocken?
Conrad Ferdinand Meyer
Weihnacht
Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm,
der Wintertod geht schweigend um;
er zieht das Leilach weiß und dicht
der Erde übers Angesicht -
Schlafe - schlafe.
Du breitgewölbte Erdenbrust,
du Stätte aller Lenenslust,
hast Duft genug im Lenz gesprüht,
im Sommer heiß genug geglüht,
nun komme ich, nun bist du mein,
gefesselt nun im engen Schrein -
Schlafe - schlafe.
Die Winternacht hängt schwarz und schwer,
ihr Mantel fegt die Erde leer,
die Erde wird ein schweigend Grab,
ein Ton geht zitternd auf und ab!
Sterben - sterben.
Da horch - im totenstillen Wald
was für ein süßer Ton erschallt?
Da sieh - in tiefer, dunkler Nacht
was für ein süßes Licht erwacht?
Als wie von Kinderlippen klingt's,
von Ast zu Ast wie Flammen springt's,
vom Himmel kommt's wie Engelsang,
ein Flöten- und Schalmeienklang:
Weihnacht! Weihnacht!
Und siehe - welch ein Wundertraum:
Es wird lebendig Baum an Baum,
der Wald steht auf, der ganze Hain
zieht wandelnd in die Stadt hinein;
mit grünen Zweigen pocht es an:
"Tut auf, die sel'ge Zeit begann,
Weihnacht! Weihnacht!"
Da gehen Tür und Tore auf,
da kommt der Kinder Jubelhauf,
aus Türen und aus Fenstern bricht
der Kerzen warmes Lebenslicht.
Bezwungen ist die tote Nacht,
zum Leben ist die Lieb erwacht,
der alte Gott blickt lächelnd drein,
des laßt uns froh und fröhlich sein!
Weihnacht! Weihnacht!
Ernst von Wildenbruch
Verse zum Advent
Noch
ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
- Theodor Fontane -
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
- Theodor Fontane -
Christbaum
Wie schön geschmückt der festliche Raum!
Die Lichter funkeln am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
Die Mutter sitzt in der Kinder Kreis;
nun schweiget alles auf ihr Geheiß:
sie singet des Christkinds Lob und Preis.
Und rings, vom Weihnachtsbaum erhellt,
ist schön in Bildern aufgestellt
des heiligen Buches Palmenwelt.
Die Kinder schauen der Bilder Pracht,
und haben wohl des Singen acht,
das tönt so süß in der Weihenacht!
O glücklicher Kreis im festlichen Raum!
O goldne Lichter am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
(Peter Cornelius)
WeihnachtsbaumDer Weihnachtsbaum Schön ist im Frühling die blühende Linde, bienendurchsummt und rauschend im Winde, hold von lieblichen Düften umweht; schön ist im Sommer die ragende Eiche, die riesenhafte, titanengleiche, die da in Wetter und Stürmen besteht; schön ist im Herbst des Apfelbaums Krone, die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne beugt von goldener Früchte Pracht; aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen strahlt in der eisigen Winternacht. Keiner kann mir ein schöneres zeigen: Lichter blinken in seinen Zweigen, goldene Äpfel in seinem Geäst, und mit schimmernden Sternen und Kränzen sieht man ihn leuchten, sieht man ihn glänzen anmutsvoll zum lieblichen Fest. Von seinen Zweigen ein träumerisch Düften weihrauchwolkig weht in den Lüften, füllet mit süßer Ahnung den Raum! Dieser will uns am besten gefallen, ihn verehren wir jauchzend von allen, ihn, den herrlichen Weihnachtsbaum!Heinrich Seidel Zu Weihnachten Das ist der liebe Weihnachtsbaum. Ja solch ein Baum! Der grünt bei Schnee, der glänzt bei Nacht wie die himmlische Pracht, trägt alle Jahre seine Last, Äpfel und Nüsse am selben Ast, Zuckerwerk obendrein - so müßten alle Bäume sein! Nun hat ihn gebracht der Weihnachtsmann, drei Kinder steh'n und seh'n ihn an. Das erste spricht: "Der ist doch Weihnacht das Schönste, nicht?" Das andre: "Woher an Äpfeln und Nüssen Gold und Silber wohl kommen müssen? Ich denk mir, das Christkind faßte sie an, gleich war Gold oder Silber dran." Das dritte: "Christkind müßte einmal den ganzen Wald so putzen im Tal; dann würde gleich aller Schnee zergeh'n, und dann - das gäb ein Spazierengeh'n!"Victor Blüthgen Der Traum Ich lag und schlief; da träumte mir ein wunderschöner Traum: Es stand auf unserm Tisch vor mir ein hoher Weihnachtsbaum. Und bunte Lichter ohne Zahl, die brannten ringsumher; die Zweige waren allzumal von goldnen Äpfeln schwer, Und Zuckerpuppen hingen dran; das war mal eine Pracht! Da gab's, was ich nur wünschen kann und was mir Freude macht. Und als ich nach dem Baume sah und ganz verwundert stand, nach einem Apfel griff ich da, und alles, alles schwand. Da wacht ich auf aus meinem Traum, und dunkel war's um mich. Du lieber, schöner Weihnachtsbaum, sag an, wo find ich dich? Da war es just, als rief er mich: "Du darfst nur artig sein; dann steh ich wiederum vor dir; jetzt aber schlaf nur ein! Und wenn du folgst und artig bist, dann ist erfüllt dein Traum, dann bringet dir der heil'ge Christ den schönsten Weihnachtsbaum."Hoffmann von Fallersleben Der erste Weihnachtsbaum im eigenen Heim Du warst mir heilig immer Seit früh'stem Kindheitstraum, Im goldnen Strahlenschimmer, Du lichter Tannenbaum! Wie ich in Nacht mich härmend, Auch rang in tiefster Qual, Du sandtest, still erwärmend, In meine Brust den Strahl! Doch heut zum schönsten Feste, Heut strahle wie noch nie! Streck' segnend deine Äste Hin über mich uns sie! Flamm' auf im Glanz der Kerzen! - Oh wie du schön erscheinst, Nun du zwei junge Herzen Zum ersten Mal vereinst!Ernst Scherenberg Heiliger Abend Der Pfarrturm, der alte, treu hält er die Wacht. Nun singt er den Gruß der heiligen Nacht; aber das Läuten, du hörst es kaum, zu viel Lärmen ist sonst im Raum. Auf dem Marktplatze jetzt um den Brunnen herum, was ist doch da für ein Gesumm, und tönt in alle Gassen aus und in den Gassen in jedes Haus; denn ach, des Weihnachtsbaumes Geflimmer, die höchste Lust, blüht ja im Zimmer! Noch stellt dem Heiligsten sich vor die Zimmertür als Himmelstor; wie stürmen sie im dichten Wall dagegen an, die Sel'gen all! Fasst ihr's, ihr Kinder groß und klein? Minuten noch, dann geht's hinein! Und drin wird's heller, heller, heller - horch, klapperte das nicht wie Teller? Und roter werden noch die Backen - ich glaub, das klang wie Nüsseknacken! Da huschte ein Schatten vors Schlüsselloch: "Ach, lieber Papa, nun öffne doch!" "So ungeduldig?" "Ach, Väterchen, nein, ich mein' ja nur so! . . . " "Nun, Völkchen, herein!" Da quillt aus offnem Gnadentor ein Strom von goldenem Licht hervor. Im Jubel bebt der Fuß zurück, weit auf das Auge, dann schließt sich's vor Glück, lässt blinzelnd nun und Schein auf Schein nur fünkchenweise Licht herein; dann öffnet sich's, wie's nur kann, so weit - hinein denn in die Seligkeit! . . . Dort stehen die Alten Arm in Arm und lächeln auf den Bienenscharm, wie um den Tisch in wilder Flucht ein jedes nach seinem Honig sucht. Das ist ein Gucken, Fragen, Lachen. Erstaunen und Gesichtermachen, denn, was ein jeder Platz enthält, aufblüht's zu einer Wunderwelt und wandelt Pfefferkuchenduft zu Fee und Kobold in der Luft. Die Braune dort, gibt sie nicht schon der Puppe mütterlich Lektion? Die andre mit der kleinen da, fühlt sie sich nicht als Großmama? Doch du, du Bürschlein, blond und wild, bist meiner Kindheit Ebenbild; ich weiß, von Reisen unerhört kommst eben du auf dem Schaukelpferd, und wie du das Gewehr genommen, mögen nur die Franzosen kommen! Wie du, führt ich die Zinnsoldaten zu ungeahnten Heldentaten, hab mit dem Holzschwert, wie du heut, einst manches Land vom Tyrannen befreit wie du, mit der Knallpistole jetzt den Drachen Todesschüsse versetzt. Bursch, wie's mich selig übertaut! Ich glaub, ich steck in deiner Haut, weiß wieder, als hätt' ich mich nie geirrt wie hold die Zukunft blühen wird, weiß, wie ich einst aus dem Verstecke die Tugend ruf, die Sünder schrecke, und Taten dabei vollführe, Taten, wie keinem Helden sie je geraten, daneben aber als großer Mann Besuche mit Kuchen traktieren kann, bis, wie die Bleient' um den Magnet, um meinen Willen die Welt sich dreht, bis niemand, als Papa allein, mir reden darf ein Wörtchen drein, bis ich, der glücklichste Mann der Erde, Konditor oder König werde! . . . Doch schweigend sehn in guter Ruh die Alten all dem Treiben zu, denn keusch aus der Vergangenheit grüßt sie die eigne Kinderzeit. Die Hände, die einst sie bedacht, die Augen, die einst sie bewacht, sie tauchen bei der Kleinen Lust wehmütig auf in ihrer Brust, und was noch Ausweg sucht im Wort, nach innen bald spinnt's weiter fort. Doch auch der Kleinen Freudenbraus klingt nun in leises Summen aus, wie Lerchentriller leiser wird, je näher er dem Himmel schwirrt. Und feierlich durchweht den Raum Dein duft, du lieber Tannenbaum, der du, wenn's draußen kahl und wüst, wie Hoffnung in der Trauer glühst. Aus jeder Lichterblume blüht Ein Fünkchen Frieden ins Gemüt. Du machst das Leben ja zum Traum, den Traum zum Leben, Weihnachtsbaum, gibst Glück dem, der's verlor, zurück, Glück des Beglückens, reinstes Glück.Ferdinand Avenarius Der letzte Weihnachtsbaum Jetzt lösch' ich den jährlichen Weihnachtsbaum Auf immer und ewig aus! Der Herzen erfreuende Kindertraum Brennt nie mehr in unserem Haus. Schon holt' ich der Mutter ein Fichtenreis Und schmückt' es dem Wiegenkind! Sie wiegte davor ihr Söhnchen leis, Sah fast an den Kerzen sich blind. Im Himmel wer sagt, auf Erden wer weiß: Was wir da gemeint und gedacht! Wir schlossen uns stumm in die Arme so heiß Und weinten vor heiliger Macht. Denn "Vater und Mutter" das waren nun wir! Und das Kind vom Himmel war da! Hell über uns war zu unserer Zier Uns der Stern, der leuchtende, nah! Dann traten, mehr Jahre, mehr Kinder heran, Und freuten die Nacht sich nicht aus - Das war das ewige Leben! Kein Wahn, In Segen stand da das Haus! Jetzt - ist die Mutter gestorben und hin! Die Kinder sind alle nun groß. Nun steh' ich einsam mit brütendem Sinn - Fort, Baum . . . in der Götter Schoß! Jetzt lösch' ich den letzten Weihnachtsbaum Auf immer und ewig aus! Aus ist der tote, verlebte Traum Und finster bleibt mir das Haus.Leopold Schefer Der Weihnachtsbaum Schön ist im Frühling die blühende Linde, bienendurchsummt und rauschend im Winde, hold von lieblichen Düften umweht; schön ist im Sommer die ragende Eiche, die riesenhafte, titanengleiche, die da in Wetter und Stürmen besteht; schön ist im Herbst des Apfelbaums Krone, die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne beugt von goldener Früchte Pracht; aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen strahlt in der eisigen Winternacht. Keiner kann mir ein schöneres zeigen: Lichter blinken in seinen Zweigen, goldene Äpfel in seinem Geäst, und mit schimmernden Sternen und Kränzen sieht man ihn leuchten, sieht man ihn glänzen anmutsvoll zum lieblichen Fest. Von seinen Zweigen ein träumerisch Düften weihrauchwolkig weht in den Lüften, füllet mit süßer Ahnung den Raum! Dieser will uns am besten gefallen, ihn verehren wir jauchzend von allen, ihn, den herrlichen Weihnachtsbaum!Heinrich Seidel Weihnachtsgruß Da steh'n wir wieder vor den Opferflammen am Hochaltar der Liebe treu zusammen, am grünen Baum, am Weihnachtsbaum, mit kinderfrohem Sinn im trauten Raum. Von Liebe schwer, dass jeder Zweig sich bieget, bis hoch hinauf, wo sich die Krone wieget, streckt er die vielen vollen Arme aus! Er bringt den Jubel uns ins stille Haus. O, hört ihr säuseln es in seinen Zweigen, o, hört ihr klingen sie, die Weihnachtslieder? O, seht die Engelschar in lichten Reigen, sie steigt zum lieben Kinderherzen nieder. Dann grünt und blüht sie auf und reift, die Tugend im Hauch der Lieb', im gold'nen Lichtessaum. O, sei mir hoch gegrüßt, du Freund der Jugend, du Himmelsbote, heil'ger Weihnachtsbaum! Peter Rosegger Den Lichtgenossen Hundert Kerzen trägt die Fichte, prangt in ihrem Silberlichte, wie ein reicher Märchentraum. - So als hundert Seelenflammen stellt das Schicksal uns zusammen, Lichter uns am Lebensbaum. Und wir Nachbarn in der Runde einen uns zum Feuerbunde: Heller strahlt ein heit'rer Glanz! Wo der eigne Schimmer endet, was der andern Glut gespendet, wohl kein Flämmchen weiß es ganz. Doch wenn eines tiefer brannte, schneller seine Kraft versandte, flackernd in die Nacht verging: Merkt ein jedes von uns Frohen, die noch ruhig weiterlohen, was es Licht von ihm empfing! Einmal dann im Dämmerraume am verödet düstern Baume brennt ein letztes noch allein. Von sich selber nur zu zehren in dem Dunkel, in dem leeren - Mög nicht ich dies letzte sein. Hanns von Gumppenberg Der schönste Baum Sag' an, wie heißt der schönste Baum Auf diesem Erdenrund, Seit einst im Paradiesesraum Der Baum des Lebens stund? Die Palme grüßt im Morgenland Des Pilgers Aug' entzückt, Wenn ragend er im Wüstensand Ihr hohes Haupt erblickt. Schön ruht sich's an der Eiche Fuß, Wenn durch den grünen Wald Der Jägerschar des Waldhorns Gruß Zum muntern Mahle schallt. Die Linde glüht im Abendglanz, Umweht von Blütenduft, Wenn durch das Dorf zum Erntetanz Des Spielmanns Fiedel ruft. Doch schöner glänzt im Kerzenschein Der Tannenbaum, fürwahr! Wenn nur der Vater ruft "Herein!" Der frohen Kinderschar. Wenn dann ins lichte Heiligtum, Geblendet und entzückt, Vor Freude bang, vor Staunen stumm, Das Kindervolk sich drückt; Wenn wonnevoll der Eltern Blick Sich auf die Kleinen senkt Und an der eignen Kindheit Glück Mit süßer Wehmut denkt: Da blüht in finstrer Winternacht, Umstarrt von Schnee und Eis, Ein Frühling auf in bunter Pracht Am dunklen Tannenreis. Da bringt der schlichte Tannenbaum Des Paradieses Glück, Der ersten Unschuld Kindheitstraum Der armen Welt zurück. Und draußen blickt der Sterne Schar Mir wunderholdem Schein Wie Engelsaugen mild und klar Vom Himmel hoch herein. Und aus der Himmel Himmel sieht's Herab mit Vaterblick, Und durch die dunkeln Lüfte zieht's Wie himmlische Musik. Also hat Gott die Welt geliebt, Dass er aus freiem Trieb Und seinen Sohn zum Heiland gibt; Wie hat uns Gott so lieb!"Karl Gerok |
Der Stern
Hätt' einer auch fast mehr Verstand
als
wie die drei Weisen aus Morgenland
und
ließe sich dünken, er wäre wohl nie
dem
Sternlein nachgereist, wie sie;
dennoch,
wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.
(Wilhelm Busch)
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.
(Wilhelm Busch)
Ein Licht, das leuchten will
Ein
Licht, das leuchten will, muss sich verzehren;
Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.
Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,
als dort zu stehen, wo's der Meister will.
Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.
Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,
als dort zu stehen, wo's der Meister will.
Ein Licht, das leuchten will, dem muss genügen,
dass man das Licht nicht achtet, nur den Schein.
Ein Licht, das leuchten will, muss sich drein fügen,
für andre Kraft und für sich nichts zu sein.
Ein Licht, das leuchten will, darf auch nicht fragen,
ob's vielen leuchtet oder einem nur.
Ein Licht, das leuchten will, muss Strahlen tragen,
wo man es braucht, da lässt es seine Spur.
Ein Licht, das leuchten will in Meisters Händen,
es ist ja nichts, als nur ein Widerschein;
des ew'gen Lichtes Glanz darf es uns spenden,
ein Licht, das leuchten will für Gott allein.
(Hedwig von Redern)
CHRISTKIND
Die Nacht vor dem heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum;
sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.
Und während sie schlafen und träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen
drei Engel wunderbar.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der Heil'ge Christ;
es ist so fromm und freundlich,
wie keins auf Erden ist.
Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt,
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.
Und freut sich über alle,
die fromm und freundlich sind;
denn solche liebt von Herzen
das liebe Himmelskind.
Wird sie auch reich bedenken
mit Lust aufs allerbest'
und wird sie schön beschenken
zum lieben Weihnachtsfest.
Heut' schlafen schon die Kinder
und seh'n es nur im Traum,
doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.
Robert Reinkick
Theodor Storm . 1817-1888
Weihnachtslied
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muss ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.
Joachim
Ringelnatz . 1883-1934
Weihnachten
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
Schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Dass die kleinste Welt die größte ist.
Weihnachten
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
Schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Dass die kleinste Welt die größte ist.
Ada
Christen . 1839-1901
Christbaum
Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
die vergessenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen? ...
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume? ...
Christbaum
Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
die vergessenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen? ...
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume? ...
Erich
Kästner (1928)
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit.
Doch
ihr dürft nicht traurig werden,Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden,
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bisschen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün
mit Osrambirnen -
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heilge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heilge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen,
Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Johann Wolfgang von Goethe:
Epiphaniasfest
Die heil’gen drei König' sind gekommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär’,
So wär’ ein heil’ger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß’ und auch der schön’,
Bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
Werd’ ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun’ und bin der lang’,
Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
Da werd’ ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz’ und bin der klein’,
Und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedanke mich gern.
Die heil’gen drei König’ sind wohlgesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort
Und ziehen unseres Weges weiter fort.
Die heil’gen drei König' sind gekommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär’,
So wär’ ein heil’ger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß’ und auch der schön’,
Bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
Werd’ ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun’ und bin der lang’,
Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
Da werd’ ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz’ und bin der klein’,
Und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedanke mich gern.
Die heil’gen drei König’ sind wohlgesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort
Und ziehen unseres Weges weiter fort.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.