Lothar Zenetti
Ein menschliches Leben ist viel
Ein Leben währt nur ein paar Jahre,
ein Leben ist wenig und viel.
Wir kommen und gehen, wir säen und
ernten,
ein menschliches Leben ist viel.
Ein Tag zwischen Morgen und Abend,
ein Tag, das ist wenig und viel.
Er ist uns geschenkt und gehört uns
für immer,
ein Tag, den wir leben, ist viel.
Ein Wort, das kann wahr sein und lügen,
ein Wort, das ist wenig und viel.
Die Sprache der Liebe braucht nicht
viele Worte,
ein liebendes Wort, das ist viel.
Ein Mensch, ach, was zählt denn schon
einer,
ein Mensch, das ist wenig und viel.
Genug für die Liebe, genug für ein
Leben,
ein Mensch, der mich liebt, das ist viel.
Ulla Hahn
Septembermorgen
Du und ich durchdrungen vom Licht
eines Septembermorgens. Wir verstehen
uns
mit der Haut und der Luft
die sich um unsere Haut legt
darunter das Herz
das jetzt so friedfertig schlägt.
Bald öffnen sich die Kastanienschalen
von selbst
geben die Frucht frei.
Rote Rose
Solange es einen Mann gibt und eine
Frau
Die versuchen einander
Die ewige Jugend zu erfinden
In meinem Namen
Endet der Tod nicht aber die Angst vor
ihm.
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Eduard Mörike . 1804-1875
Er ist’s
Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!
Theodor
Fontane . 1819-1898
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“,
Die Bäume nicken sich’s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du.
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“,
Die Bäume nicken sich’s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du.
Heinrich
Heine . 1797-1856
Leise zieht durch mein Gemüt ...
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.
Leise zieht durch mein Gemüt ...
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.
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